14 Jul 2021

Der Gemüsegarten im Juli – Jetzt ist Erntezeit

Beim Blick auf den Kalender habe ich mich neulich richtig erschrocken. Kaum zu glauben, dass wir schon in der zweiten Jahreshälfte angekommen sind. Wo ist bloß die Zeit geblieben?? !! Aber mein Gärtnerherz gewinnt schnell wieder seine Fassung zurück und macht lieber aus einem ganz anderen Grund Luftsprünge: Im Juli ist Erntezeit im Gemüsegarten! Das, worauf ich seit Anfang des Jahres – oder, wenn ich ehrlich bin, bereits seit Ende der letzten Gartensaison – hingefiebert habe: selbst angebautes Gemüse ernten. Der Höhepunkt im Gemüsegarten-Jahr!

Im Juli ist Erntezeit im Gemüsegarten

Im Juli können wir uns auf eine reiche Ernte von selbst angebautem Gemüse freuen

Was im Juli alles geerntet werden kann

Im Juli ist das Buffet eröffnet und wir können aus den Vollen schöpfen: Eigener Kohlrabi, Gurken, Zucchini aber auch Kartoffeln, Sellerie, Zwiebeln, Bohnen und Erbsen machen jedes Gericht zu etwas Besonderem. Aber das ist längst noch nicht alles. Laut Saisonkalender gibt es noch viel mehr, was jetzt geerntet werden kann.

Kohlrabi aus dem eigenen Gemüsegarten

Herrlich frischer und knackiger Kohlrabi hat jetzt Saison

Selbstversorgung aus dem eigenen Gemüsegarten

Na ja, mit der Größe meines Gemüsegartens bin ich weit entfernt von einem Selbstversorger. Aber darum geht es mir auch nicht. Es ist vielmehr die Freude daran, mit den eigenen Händen etwas zu schaffen und zu kultivieren, wovon die ganze Familie etwas hat. Dem eigenen Gemüse – vom ersten Spross bis zum geernteten Gemüse in meiner Hand – beim Gedeihen zuzusehen, ist ein unbeschreibliches Gefühl.

Gemüsegarten mit sechs Einzelbeeten nach der geniale Gemüsegarten

Der Anbau von eigenem Gemüse lässt jedes Gemüsegärtnerherz höher schlagen

Die Größe meines 6 m² großen Gemüsegartens – also die reine Beetfläche – ist für mich vom zeitlichen Aufwand sehr gut machbar. Und mit einem guten Pflanzplan von ertragreichen und vor allem schnell wachsenden Vor- und Nachkulturen und der richtigen Wahl an Hauptkulturen kann ich auch in meinem zugegebenermaßen übersichtlichen Küchengarten über die ganze Saison hinweg etwas ernten. 

Den Gemüsegarten planen und anlegen

Selbst angebautes Gemüse aus dem eigenen Garten ist einfach knackiger, frischer und leckerer als gekauftes Gemüse. Für den Gemüsegarten hatte ich mich damals für das Prinzip des Genialen Gemüsegartens entschieden: eine Mischkultur in kleinen überschaubaren 1×1 m großen Hochbeeten.

In meinem Fall wird jedes Hochbeet in 9 Quadrate aufgeteilt, in die eine Gemüseart gesät oder gepflanzt wird. In die vordere Reihe kommen die eher niedrig wachsenden Gemüsesorten wie Spinat, Rauke, Feldsalat und Radieschen, in die Mittelreihe das mittelhohe Gemüse wie Karotten, Zwiebeln und Rüben, und in die letzte Reihe hochwachsende oder kletternde Gemüsesorten wie Bohnen, Palmkohl, Zucchini, Kürbis, Gurken und Tomaten.

Gemüseanbau in Mischkultur

Niedrig wachsendes Gemüse bekommt in der ersten Reihe genug von der Sonne ab

Optimale Bedingungen für eine reiche Ernte

Für ein gutes Gedeihen hat jedes Gemüse seine eigenen Vorlieben und Anforderungen an den Standort und Boden.

Standort

Gemüsepflanzen, ob Tomate, Gurke oder Karotten, lieben die Sonne. Die Menge der Sonnenstunden wirkt sich nicht nur positiv auf das Wachstum aus, sondern auch auf das Aroma.

Roter Johannisbeerstrauch voller Johannisberen

Im Juli sind auch die Johannisbeeren reif für die Ernte

Fruchtwechsel und Fruchtfolge

Die Bodenqualität ist im Gemüseanbau ebenfalls maßgeblich für den Ernteerfolg. Ist sie schlecht, etwa weil der Boden ausgelaugt ist, gedeihen die Pflanzen nicht optimal, bilden keine oder nur wenige Blüten aus und Schädlinge machen sich breit. Das Prinzip des Fruchtwechsels versucht dieses zu vermeiden. Dabei unterscheidet man bei Gemüse drei Sorten. Dies ist abhängig von ihrem Nährstoffbedarf:

  • Starkzehrer wie Zucchini, Kürbis, Kartoffeln, Kohl und Tomaten
  • Mittelzehrer wie Möhren, Fenchel, Salat und Mangold
  • Schwachzehrer wie Bohnen, Zwiebeln, Kresse und Radieschen

Man beginnt also im ersten Jahr auf einer ausgewählten Fläche mit dem Anbau eines Starkzehrers, baut im Folgejahr auf der gleichen Fläche einen Mittelzehrer an und im darauffolgenden Jahr einen Schwachzehrer. Im vierten Anbaujahr darf sich der Boden mit einer Gründüngung wieder erholen, und der Kreislauf beginnt von vorn.

Innerhalb eines Gartenjahres kann man auch mit der Fruchtfolge bei den Vor- und Nachkulturen darauf achten, dass der Boden nicht allzu sehr ausgezehrt wird und auf diese Weise bei relativ kleinen Flächen für eine verlängerte Erntezeit verschiedenster Gemüsesorten sorgen.

Gute und schlechte Nachbarn: Mischkultur schützt vor Schädlingen und Krankheiten

Baut man sein Gemüse in der Mischkultur an, bedeutet dies einen doppelten Vorteil. In einer günstigen Kombination gepflanzte Gemüsesorten helfen sich gegenseitig, Schädlinge wie die Karotten- oder die Kohlfliege und Krankheiten wie Mehltau zu vermeiden. Diese können die Ernte erheblich dezimieren. Und das wollen wir ja nicht! Pflanzt man beispielsweise Karotten neben Zwiebeln, hält die Karotte die Zwiebelfliege fern und umgekehrt die Zwiebel die Karottenfliege. Weitere Traumpaare im Gemüsegarten finden sich hier im Gartenjournal

Eine Mischkultur sieht zudem auch noch wunderschön aus, wenn zum Beispiel zwischen dem Gemüse Ringelblumen und Tagetes wachsen. Je dichter das Gemüse zusammensteht, umso besser. Darüber hinaus lockt es mehr Bestäuber in den Gemüsegarten.

Ringelblumen und Kohl in der Mischkultur im Gemüsebeet

Die Mischkultur ist nicht nur nützlich, sondern auch hübsch anzusehen

Pflege

Eine reiche Gemüseernte erfordert ein bisschen TLC – Tender Loving Care. Und die Pflege benötigt Zeit. Pro 1 m² Beetfläche sollte man etwa eine halbe Stunde Arbeitszeit in der Woche planen. Dies beinhaltet unter anderem:

  • regelmäßiges Düngen für eine ausreichende Nährstoffzufuhr
  • den Boden auflockern, um die Wasseraufnahme und die Sauerstoffzufuhr zu verbessern
  • regelmäßiges Unkrautjäten, um die Konkurrenz um Platz und Nährstoffe zu vermeiden
Zucchinipflanze im Gemüsebeet

Ich bin wohl die einzige Hobbygemüsegärtnerin in ganz Schleswig-Holstein ohne eine einzige Zucchini an ihrer Pflanze

Freud und Leid: im Gemüsegarten nah beieinander

Vielleicht kennen Sie das auch: Es ist sehr erfüllend und bereitet sehr viel Freude, das eigene Gemüse zu hegen und zu pflegen. Doch manchmal springt das Leid aus der nächsten Ecke hervor und Sie möchten am liebsten mit Zauberkräften ein durchsichtiges Schutzschild um Ihren Gemüsegarten aufrichten.

Hummel bestäubt Blüte einer Stangenbohne

Diese kleine Hummel verspricht eine reiche Bohnenernte

Tiere im Garten

Es empfiehlt sich auf jeden Fall, den Gemüsegarten einzufrieden. Unser Staketenzaun hat unser Gemüse schon vor dem einen oder anderen Ball geschützt. Von der praktischen Seite mal abgesehen macht er sich auch wunderbar als Rankhilfe für Duftwicken oder eine Clematis. Außerdem bietet sich ein Staketenzaun für meine geliebte Lichterkette geradezu an.

Vielleicht haben Sie ja einen Hund? Auch den hält der Staketenzaun bestimmt fern. Selbst unsere Gänse konnten das leckere Gemüse nur von draußen betrachten.

freilaufende Gänse im Garten

Der Staketenzaun hält auch diese Gänse aus dem Gemüsegarten fern

Ist allerdings der Abstand zwischen den einzelnen Staketen – wie bei uns – zu groß, dann können Kaninchen hervorragend dazwischen durchschlüpfen und sich den immer hungrigen Magen vollschlagen. So wie Peter Hase von Beatrix Potter im Garten von Mr. McGregor. Daher haben wir zusätzlich noch Kaninchendraht angebracht. Seitdem kann ich wieder ruhig schlafen.

Kaninchen im Gemüsegarten

Unsere Kaninchen würden sich auch gerne mal am Gemüse satt essen

Schnecken – gefürchtete Schädlinge im Gemüsegarten

Schnecken können einen liebevoll aus Samen aufgezogenen Salat mühelos in einer Nacht dem Erdboden gleich machen. Sie entwickeln auch einen außerordentlichen Appetit auf meine Kürbis- und Zucchiniblüten und – wie ich nun dieses Jahr leider feststellen musste – auch für Kartoffelpflanzen und die Blätter von Steckrüben.

Nacktschnecke im Gemüsegarten

Die spanische Nacktschnecke geht auf ihren nächtlichen Streifzügen alles andere als  zimperlich vor

Besonders die braune spanische Wegschnecke kommt in unserem Garten en masse vor. Zusätzlich erschwerend ist, dass sie kaum natürliche Fressfeinde hat. Laufenten wären eine Lösung. Die lieben Nacktschnecken. Aber auch Hühner mögen sie als kleine Abwechslung in ihrem Speiseplan, wie mir meine Hühner haltende Nachbarin neulich erzählte. Aber die habe ich (noch) nicht.

Eigene Hühner im Garten halten

Hühner freuen sich über die eine oder andere Nacktschnecke im Speiseplan

Doch es gibt auch sanftere Methoden ganz ohne Chemie, um die kleinen Nimmersatte loszuwerden:

  • morgens statt abends Gießen und auch nur die Erde bzw. den Wurzelballen, denn Feuchtigkeit macht die Bahn für die nachtaktiven Schnecken frei
  • abendliches Absammeln und mindestens 20 m entfernt vom Grundstück wieder aussetzen
  • Tagesverstecke für die Schnecken schaffen und abends absammeln
  • natürliche Schneckenbarrieren wie zerbrochene Eierschalen, Rindenmulch oder Späne ausbringen oder Ringelblumen zwischen das Gemüse pflanzen. Die mögen Schnecken gar nicht!
  • “gute” Schnecken wie der Tigerschnegel oder Weinbergschnecken im Garten lassen. Sie vertilgen das Gelege der Nacktschnecken und merzen somit die nachfolgende Nacktschneckengeneration aus
Tigerschnegel mit seinem charakteristischen Muster

Tigerschnegel spüren das Gelege der Nacktschnecke auf und verhindern eine weitere Generation Nacktschnecken

Der eigene Gemüsegarten – auch für Anfänger geeignet

Vielleicht haben Sie gar nicht die Zeit, um sich um einen eigenen Gemüsegarten zu kümmern? Oder Sie meinen, es fehle Ihnen an Erfahrung? Ich glaube zum einen, jeder fängt mal an, und zum anderen, dass man gerade beim Gärtnern nie auslernt! Wie oft sitze ich mit meiner genauso gartenverrückten Freundin zusammen und fachsimpele über das Gärtnern allgemein, aber eben auch über den Gemüseanbau: Hier ein neuer natürlicher Tipp gegen Schnecken, ein Tipp zur Gründüngung da… Der fruchtvolle Austausch bereichert das Gärtnerwissen ungemein.

Oder wenn Sie gerade keine geeignete Fläche im eigenen Garten haben, können Sie für den Anfang auch im Hinblick auf kleine oder große Gartengourmets schon mit einem Naschgarten im Hochbeet kleine Erfolge erzielen.

Erfreuen Sie sich auch schon an selbst gezogenem Gemüse? Lassen Sie es uns in den Kommentaren wissen.

Ein Beitrag unserer Gastautorin Helen Kuckling. Zweisprachig aufgewachsen, mit einem ausgeprägten Faible für Gärten und Großbritannien, berichtet sie für uns regelmäßig aus ihrem eigenen grünen Paradies im Norden Deutschlands. 

2 Gedanken zu „Der Gemüsegarten im Juli – Jetzt ist Erntezeit

  1. Nach der Ernte kommt ja die Zeit der Gründüngung: Als guter Gründünger setze ich seit Jahren auf die Ackererbse (Pisum sativum var. Arvense) in der Aussaat bis Mitte September. Im Winter stirbt sie ab, aber reichert bis dahin den Boden mit Stickstoff an, schützt ihn vor Erosion und unterdrückt andere ungewünschte Pflanzen. Zudem ist sie relativ Preiswert und lässt sich leicht selber vermehren. Als Bonus hilft sie gegen Kohlhernie (Krankheit), da sie ja ein Schmetterlingsblütler ist.
    Zudem lassen sich die Pflanzenreste im nächsten Frühjahr in den Boden einarbeiten – ganz ohne Nährstoffverlust.
    Eine oft vergessene Zwischenfrucht im Privatgarten.

    • Sehr geehrter Herr Weimar,

      vielen Dank für diesen sehr interessanten Hinweis zur Gründüngung.

      Mit herzlichen Grüßen vom Garpa Team

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