22 Mrz 2023

Die Frühlingsrose: Pflanzenporträt der schönsten Frühjahrsbotin

Neben Krokussen, Winterlingen und Schneeglöckchen traut sie sich als Erste aus der kalten Erde und bringt Farbe in die winterliche Tristesse: die Frühlingsrose. Bekannt ist sie ebenfalls als Lenzrose, Christrose, Schneerose, Weihnachtsrose, Winterrose, aber auch als (Orientalischer) Nieswurz.

Hellebori sind eine wertvolle Nahrungsquelle für Bienen und Insekten

Mit den ersten wärmenden Sonnenstrahlen werden Bienen auf ihrer ersten Nahrungssuche des Jahres bei der Lenzrose fündig.

Helleborus orientalis verwandelt dieser Tage den noch schlafenden Garten in ein farbenfrohes Blütenmeer und eröffnet damit das Frühlingsbuffet für die hungrigen Bienen und Insekten, die, von den ersten wärmenden Sonnenstrahlen geweckt, auf Nahrungssuche sind. Wir finden: Grund genug, die bezaubernde Frühlingsrose mit ebenso vielen Gesichtern wie Namen mit einem kleinen Pflanzenporträt zu ehren.

Per Zufall die Liebe zur Helleborus orientalis entdeckt

Bei mir war es wohl eine Fügung des Schicksals, dass ich im hiesigen Gartencenter eine eher kümmerlich aussehende Lenzrose gewissermaßen umsonst im Sale erstanden habe. Sie verfügte damals über eine einzige, fast schwarz-violettfarbene Blüte. Der Rest sah wirklich traurig aus. Doch es war das kunstvoll angeordnete, nahezu perfekte Innenleben dieser einzigen Blüte, das mich faszinierte. 

Heute bin ich so froh, dass ich diesem kleinen Pflänzchen eine zweite Chance in meinem Garten gegeben habe. Es sollte wahrlich nicht die Letzte ihrer Art in meinem Garten sein! Denn als Dezemberkind wünsche ich mir inzwischen jedes Jahr eine neue Lenzrose für meinen Garten statt einer Amaryllis, die zwar wunderschön ist und ebenfalls um die Weihnachtszeit Saison hat, aber leider schnell vergeht. Nicht, dass ich die Amaryllis nicht mit liebevoller Pflege im darauffolgenden Jahr erneut zum Blühen bringen wollte. Doch diese geduldigen Versuche waren bedauerlicherweise nie von Erfolg gekrönt. 

Staubgefäße einer Lenzrose

Die Blüten der Lenzrose warten mit einem faszinierenden Innenleben auf.

Eigenschaften der Lenzrose – ein zuverlässiger Winterblüher

Eine Frühlingsrose hingegen ist viel beständiger. Wird sie an einen günstigen Standort gepflanzt, überdauert sie unzählige Winter (gute 50 Jahre oder sogar länger) und bringt Jahr für Jahr mehr Blüten zum Vorschein, von denen jede einzelne einem Kunstwerk gleicht. Ihr Anblick löst immer wieder aufs Neue eine Faszination für die Natur, die in diesen frostigen Monaten etwas so Schönes hervorbringen kann, in mir aus. Jedes Jahr trifft man mich schon im Januar voller Vorfreude auf einer Stippvisite durch den winterlichen Garten an, bei der ich mit meinen Händen sanft die Blätter auseinander teile, um zu sehen, über wie viele Blütenstängel ich mich freuen darf. 

Neben ihrem Facettenreichtum hat die zur Gattung der Hahnenfußgewächse gehörende und 19 Staudenarten umfassende Helleborus viele weitere positive Eigenschaften. Sie ist:

  • robust
  • pflegeleicht
  • langlebig
  • winterhart
  • horstbildend
  • ein erster Nahrungslieferant für Insekten
  • von langer Blühdauer

Stark giftige Augenweide

Allerdings ist bei den Frühlingsrosen bei all den Vorzügen auch Vorsicht geboten: Ihre zarten Blüten täuschen leider über eine weniger schöne Eigenschaft hinweg, denn alle Teile enthalten das stark giftige Helleborin. Daher empfiehlt sich das Tragen von Handschuhen – insbesondere, wenn man die Lenzrose schneiden möchte. Der dabei austretende Pflanzensaft kann hautreizend wirken. Ebenso haben zu Pulver verarbeitete unterirdische Pflanzenteile eine Niesreiz auslösende Wirkung, was der Helleborus den zusätzlichen Namen „Nieswurz“ gab.

Ein Horst pinkfarbener Frühlingsrosen

Die horstbildende Lenzrose ist leider in allen Teilen giftig.

Bevorzugter Standort der Frühlingsrose

Die aus Vorderasien, der Türkei und dem Kaukasus stammende Lenzrose fühlt sich an einem sonnigen bis halbschattigen Standort besonders wohl. Am besten gedeiht sie am Gehölzrand oder unter Laubbäumen. Hier findet die Frühlingsrose in den Wintermonaten günstige Lichtverhältnisse vor, da die Sonnenstrahlen durch die noch blattlosen Äste zu ihr vordringen können. Sie liebt nährstoffreichen, durchlässigen, humosen Boden. Daher ist ein Standort für die Helleborus in der Nähe von Nadelbäumen oder Rhododendren weniger geeignet, da diese einen sauren Boden bevorzugen. Staunässe verträgt die Lenzrose ebenfalls nicht.

Pflege der Frühlingsrose

Als Kaltwachser benötigt der Orientalische Nieswurz niedrige Temperaturen. Ansonsten sind Frühlingsrosen äußerst dankbare und anspruchslose Beetbewohner, die sich über die Sommermonate zurückziehen. Die Hamburger Autorin Susanne Wiborg versorgt ihre Lenzrosen laut ihrer Kolumne im Kraut und Rüben Gartenmagazin das ganze Jahr über mit zerstoßenen Eierschalen. Erst dieser kalkhaltige (Bio-)Langzeitdünger hat die Blühfreudigkeit ihrer Hellebori bedeutend verbessert.

Detailaufnahme vom Orientalischer Nieswurz mit weißen Blütenblättern und pinker Mitte

Wie gemalt wirken die zarten Blüten der Helleborus orientalis.

Lenzrosen schneiden

Helleborus orientalis begeistert uns mit ihrer ausdauernden Blüte. Wenn Sie allerdings die Samen nicht für die Aussaat verwenden wollen, sollten die verblühten Blüten vor der Ausbildung der Samenkapseln abgeschnitten werden, um die Pflanze zu kräftigen. 

Lenzrosen halten sich auch sehr lange in einer Vase. Sie eignen sich daher ausgezeichnet als Schnittblume. Der beste Zeitpunkt dafür ist, wenn sich die Blüten schon leicht geöffnet haben. Tauscht man das Wasser täglich aus und schneidet die Lenzrose am Stielende frisch an, halten sie sich bis zu einer Woche in der Vase. Aufgrund der giftigen Eigenschaften der Lenzrose sollte die Vase allerdings außerhalb der Reichweite von Kindern oder Haustieren aufgestellt werden.

Im Spätherbst werden im Garten die verwelkten Überreste der Pflanze abgeschnitten. Dies macht Platz für neue, gesunde Triebe im Frühjahr. 

Krankheiten

Frühlingsrosen sind generell sehr robuste Pflanzen, die weitestgehend ohne Schädlinge und Krankheiten durchs Jahr kommen. Relativ häufig tritt jedoch die Schwarzfleckenkrankheit auf, die die Pflanze durch Pilzbefall schwächt. Um ihrer Ausbreitung vorzubeugen, sollten befallene Blätter entfernt und über den Hausmüll entsorgt werden.

Kreuzung einer Frühlingsrose

Wie bei den Akeleien kreuzen sich die verschiedenen Arten untereinander und sorgen für manch eine Überraschung im Beet.

Vermehrung

Vermehren lässt sich Helleborus orientalis durch Teilung des Horstes oder durch Aussaat. Als günstige Zeitpunkte für die Teilung einer zu groß gewordenen Pflanze bieten sich das Frühjahr direkt nach der Blüte oder der Spätsommer an. 

Lässt man die Blüten so lange stehen, bis sich die Fruchtstände gelbgrün verfärbt und leicht geöffnet haben, sind die Samen reif für die Ernte. Im Herbst können die Samen dann in Töpfen vorgezogen werden. Als Lichtkeimer reicht es, sie sanft an die Erde anzudrücken, statt sie mit der Erde zu bedecken. Diese sollte feucht, aber nicht zu nass sein. Als Kaltkeimer benötigen die Helleborus Samen einen Kältereiz. Daher können die vorbereiteten Töpfe auch draußen an einem geschützten Ort überwintern.

Bis zur ersten Blüte bedarf es dann jedoch etwas Geduld, denn die jungen Pflanzen benötigen circa 3 bis 4 Jahre, bis sie sich so etabliert haben, dass sie Blüten hervorbringen können. Mit Blick auf die Langlebigkeit dieser Staude nimmt man das aber gern in Kauf, denn die Lenzrose überrascht mit einer weiteren Eigenschaft: Sie verhält sich wie die Akelei, d. h. die verschiedenen Sorten kreuzen sich untereinander, sodass jede neue Pflanze mit einer ganz anderen Blütenfarbe als die Mutterpflanze aufwarten kann. Daher steigt mit jedem fortschreitenden Jahr die Spannung, welche Farbe die junge Frühlingsrose letztlich haben wird.

Pinke Frühlingsrose

Im Pflanzkübel gepflanzt bringen Lenzrosen auch kräftige Farbtupfer auf Balkon und Terrasse.

Eignet sich die Lenzrose auch als Kübelpflanze?

Helleborus orientalis gedeiht auch bestens in einem Pflanzkübel und verleiht daher auch der winterlichen Terrasse oder dem Balkon einen frühlingshaften Zauber. Hier benötigen die Starkzehrer allerdings neben ausreichend Platz für ihre langen Wurzeln auch einen Dünger, bei dem die Nährstoffe langsam freigesetzt werden. Daher greift man am besten auf Kompost oder anderen organischen Dünger zurück.

Da die Pflanze mit den Jahren wächst und zu groß für den Pflanzkübel werden kann, empfiehlt es sich, die Staude circa alle zwei bis drei Jahre durch Teilung zu verjüngen. 

Die schönsten Pflanzpartner für Frühlingsrosen

Am schönsten kommen Frühlingsrosen in einer Gruppenbepflanzung mit anderen Lenzrosen zur Geltung. Der richtige Pflanzabstand beträgt 50 cm. Eine überaus gelungene Kombination bilden andere Frühjahrsblüher wie Schneeglöckchen, Narzissen, Anemonen oder Schachbrettblumen. 

Gefüllte Helleborus orientalis mit Biene

Diese gefüllte Lenzrose bietet reichlich Platz für die Bestäuber.

Veranstaltungstipp rund um die Frühlingsrose

Vom 25. bis 26. März findet auf Schloss Thurnau n der Nähe von Bayreuth der Lenzrosen- und Ostermarkt 2023 statt. 100 Aussteller präsentieren ihre Angebote rund um die Lenzrose und das bevorstehende Osterfest und freuen sich auf Ihren Besuch. Auch die großen und kleinen Kinder kommen an diesem Wochenende auf ihre Kosten.

Frühlingsvorbotin durchbricht das winterliche Grau

Die Frühlingsrose ist ein wunderschöner und nahezu anspruchsloser Winterblüher, der über Jahrzehnte hinweg die ersten kräftigen Farbtupfer ins winterliche Beet, auf die Terrasse oder den Balkon bringt. Damit weckt sie zuverlässig die Vorfreude auf das neue, vor uns liegende Gartenjahr. Sind Sie auch ein Liebhaber dieser wunderbaren Staude? Wir freuen uns auf Ihre Erfahrungen und Bilder in den Kommentaren.

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